Fit für Beteiligung Amt Berkenthin

„Aktivieren. Engagieren. Mitbestimmen – Fit für Beteiligung“ so der vollständige Titel des aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben!“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geförderten Modellprojektes.

„Für Kinder- und Jugendbeteiligung sensibilisieren sowie Vereine, Schule und Kommune in der nachhaltigen Umsetzung unterstützen,“ sind kurzgefasst die Ziele des Modellprojektes, welches in 2020 ins Leben gerufen wurde und in Kooperation mit dem Amt Berkenthin und der Stadt Geesthacht bis einschließlich 2024 stattfindet.

Der Kreisjugendring ist sowohl Impulsgeber, als auch Unterstützer und Vermittler, um im Amt Berkenthin Kinder- und Jugendbeteiligung zu fördern und nachhaltig zu verankern.

Kinder und Jugendliche sind Teil der Gesellschaft. Viele die Öffentlichkeit betreffende Entscheidungen berühren daher ihre Lebenswelt ebenso sehr, wie die der Erwachsenen, manche sogar deutlich mehr. Dennoch verfügen sie im Gegensatz zu Volljährigen nicht über die vollen Bürger_innenrechte, zu denen auch politische Teilhabe (z.B. durch aktives und passives Wahlrecht) gehört. Dafür gibt es aber verschiedene Gesetze, die die Beteiligung (Partizipation) von Kindern und Jugendlichen bestimmen, z. B. durch Kommune, Jugendhilfe, Schule oder Verein.

Partizipation gibt es in den unterschiedlichsten Formen. Mancherorts existieren feste, repräsentative Strukturen, wie der Jugendvorstand im Verein, die Schüler_innenvertretung, das Jugendparlament oder der Kinder- und Jugendbeirat. Oft findet Beteiligung sinnvollerweise zudem punktuell statt, wenn es um ein Meinungsbild zu einem bestimmten Thema geht, z. B. konkrete Planungen oder Vorhaben einer Gemeinde. Alltagspartizipation (z. B. im Jugendzentrum, Verein oder Elternhaus) gehört ebenfalls zu einer guten Beteiligungskultur, in der Demokratie gelebt wird – denn darum geht es bei Kinder- und Jugendbeteiligung immer.

Nachdem der Bedarf von Gemeinden, Schule und Vereinen im Amt Berkenthin ermittelt und Beteiligungsprozesse mit den Akteur_innen vor Ort erprobt wurden, steht inzwischen der Aufbau tragfähiger Beteiligungsstrukturen im Vordergrund. Dadurch soll das Amt Berkenthin bis zum Ende des Modellprojekts nachhaltig „Fit für Beteiligung“ sein.

TUBS, Geesthacht in RZ, vereinfachte Darstellung, CC BY-SA 3.0
David von Borries web

David von Borries
Referent für Jugendbeteiligung Amt Berkenthin

Tel. +49 172 8877061
vonborries@kjr-herzogtum-lauenburg.de

Im Sommer letzten Jahres wurden auf den konstituierenden Sitzungen der Gemeindevertretungen in fast allen Gemeinden des Amtes Berkenthin Jugendbeauftragte und Jugendbotschafter_innen gewählt oder in den nachfolgenden Sitzungen ernannt. „Jugendbeauftragte, das sind die Menschen, die künftig den Kontakt zu Kindern und Jugendlichen im Amt Berkenthin pflegen und mit Ihnen Beteiligungsprozesse durchführen sollen – insbesondere dann, wenn die Gemeinden etwas vorhaben, das die Interessen von Kindern und Jugendlichen berührt. Auf diese Weise leisten sie den größten Beitrag zur Erfüllung des § 47f der Gemeindeordnung Schleswig-Holstein und schaffen darüber hinaus diverse Mehrwerte für ihre Gemeinden“, erläutert David von Borries, Referent für Jugendbeteiligung im Amt Berkenthin beim Kreisjugendring Herzogtum Lauenburg (KJR) im Rahmen des Modellprojektes „Aktivieren. Engagieren. Mitbestimmen – Fit für Beteiligung“.

Zur bestmöglichen Erfüllung ihrer Aufgaben wurde durch den Kreisjugendring eine Basisqualifikation für Kinder- und Jugendbeteiligung entwickelt. Anfang Februar fand nun das erste der zwei Schulungswochenenden statt. Insgesamt elf Teilnehmende aus sieben Gemeinden des Amtes Berkenthin waren dabei. Am ersten Tag beschäftigten sich die Jugendbeauftragten und Jugendbotschafter_innen mit theoretischen, rechtlichen und praktischen Grundlagen der Kinder- und Jugendbeteiligung, stellten sich kniffeligen Haltungsfragen und erörterten Möglichkeiten, wie Kinder und Jugendliche erreicht werden können. Dabei kamen verschiedene, meist interaktive Methoden zur Anwendung, die für sich gleichermaßen auch in der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen eingesetzt werden können. Bereits am Abend des ersten Tages sagte eine Teilnehmerin: „Ich bin echt überrascht, wie viel wir heute geschafft haben, trotz der vielen Pausen – oder gerade deswegen.“ In bester Stimmung saß man abends noch beisammen, tauschte sich aus und lernte sich besser kennen. Hoch motiviert wurde auch der zweite Tag begangen. Hier stand die Methode „VIPP“ (Visualisierung in Partizipationsprozessen) im Mittelpunkt. In zwei Kleingruppen entwickelten die Teilnehmenden präzise und zur Mitarbeit einladende Fragen, die sie sodann mit der VIPP-Methode bearbeiteten. Während sich die Teilnehmenden einer Kleingruppe unter Anleitung von David von Borries reihum in der Moderation von Beteiligungsprozessen übten, befasste sich die andere Kleingruppe mit ihren Projektideen für die sogenannte „Erprobungsphase“, in der dann Beteiligungsprojekte umgesetzt werden sollen. „Die Rückmeldungen waren durchweg positiv“, stellt David von Borries fest. „Mehrfach wurde auch die tolle Stimmung in der Gruppe betont und dem kann ich mich nur anschließen: Tolle Truppe, ebenso bunt wie beeindruckend und engagiert. Ich freue mich auf das nächste Schulungswochenende!“

Nach dem ersten Schulungswochenende im Februar fand nun Anfang Mai das zweite statt. Sieben Jugendbeauftragte aus sechs Gemeinden haben die Qualifizierungsreihe erfolgreich abgeschlossen und ein entsprechendes Zertifikat erworben, auf dem die inhaltlichen Schwerpunkte stehen.  Neben den theoretischen, rechtlichen und praktischen Begründungen von Kinder- und Jugendbeteiligung, ging es auch um das Rollenverständnis als Jugendbeauftragte und die Frage, wie erreiche ich Kinder und Jugendliche. Praktisch geübt wurden unterschiedliche Beteiligungsmethoden. Zudem stand die Entwicklung von konkreten Beteiligungsprojekten und ihre Durchführung auf der Agenda. Auch das zweite  Schulungswochenende kam bei den Teilnehmenden gut an: „Lehrreiche Inhalte, gute Mischung aus Theorie und Praxis“, „konkret auf meine/unsere Situation anwendbar“, „tolles Miteinander“ und „produktiver Austausch“ waren nur einige der durchweg positiven Rückmeldungen.

David von Borries, der selbst zwei umfängliche Zusatzausbildungen zum Thema absolviert hat, betont bei der Übergabe der Zertifikate: „Ihr seid jetzt offiziell die Profis für Kinder- und Jugendbeteiligung im Amt Berkenthin. Was ihr wisst und könnt, ist nach meiner Erfahrung mehr als das, was man in der Erzieherausbildung oder dem Studium Soziale Arbeit über Kinder- und Jugendbeteiligung lernt.“

Die im Rahmen der Qualifizierung entwickelten Praxisprojekte sind teilweise bereits in vollem Gange und werden größtenteils im Sommer umgesetzt. Diese und andere Erfolge des Modellprojekts sollen am 29. September im Sportzentrum Berkenthin mit einem Abschlussevent für Kinder, Jugendliche, Eltern, Gemeindevertretungen, Vereine und alle weiteren Interessierten gefeiert werden.

Da noch nicht alle Jugendbeauftragten zertifiziert sind, verfolgt der Kreisjugendring die Absicht, zwei eintägige Ersatztermine anzubieten. Ob diese Termine zustande kommen, hängt von der Anzahl der Interessierten ab. Der KJR ruft daher alle Menschen im Amt Berkenthin, die sich jetzt oder später für die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen einsetzen wollen, auf, diese bis auf Weiteres einmalige Gelegenheit zu nutzen, sich zu melden und qualifizieren zu lassen.